Auf was lässt man sich ein, wenn man eine psychoanalytisch / tiefenpsychologische Therapiemethode wählt?
Die von der Psychoanalyse abgeleiteten Verfahren basieren auf der Annahme, dass seelische und körperliche Störungen und Erkrankungen (Symptome) durch unbewusste Konflikte, Motive, Ängste, Überzeugungen, Phantasien sowie verfestigte Handlungs- und Affektmuster verursacht werden. (Im Gegensatz steht die Verhaltenstherapie) Besserung und Gesundung sind demnach abhängig von der Möglichkeit, die vorgenannten unbewussten Vorgänge mit ihrer Entwicklungs- und Entstehungsgeschichte dem bewussten Erleben zuzuführen. Dieser Vorgang braucht Zeit, Geduld und fordert sowohl vom Patienten als auch vom Analytiker einen engagierten und belastbaren Einsatz. Die bewusste Wahrnehmung bislang unbewusst wirkender Kräfte ist die Voraussetzung für die Möglichkeit des Durcharbeitens und einer mühevollen Um- und Neustrukturierung.
Wie nun gelingt es, unbewusste Vorgänge dem kritischen Bewusstsein zuzuführen?
In den Traumbildern und Traumszenen verborgen sind ungelöste Konflikte der frühen Kindheit. Die Träume enthalten zudem Hinweise auf Lösungsmöglichkeiten und sie verweisen auf nachzuholende Entwicklungsschritte.
Wiederkehrende Konflikte, Ängste und Spannungen, die im Lebensvollzug des Patienten auftreten, werden einer mikroanalytischen Betrachtung unterzogen. Das Ziel besteht darin, Konfliktmuster zu identifizieren, deren Entstehung zu verstehen und einer bewussten Veränderung zuzuführen.
Nach und nach baut der Patient zum Analytiker eine intensive und emotional bedeutsame Beziehung auf. Diese Beziehung wird der Patient nach seinen unbewussten frühkindlichen Erfahrungen gestalten und formen. Der Analytiker wird die sich herausbildenden Szenen und Gefühlsprozesse aufgreifen, und er wird sie mit dem Patienten zusammen in einen lebensgeschichtlichen Zusammenhang stellen.
Wann wird welche Methode gewählt?
- Psychoanalytische Psychotherapie (Einzel- und Gruppentherapie)
Einzeltherapie: Dieses Verfahren wird gewählt, wenn tief verdrängte Konflikte und Affekte vorliegen. Hier braucht es recht viel Zeit, um an das Verdrängte heranzukommen, es zu erfassen, durchzuarbeiten und zu verändern. Die Sitzungen finden 2-3 Mal in der Woche statt. Die Therapie kann bis zu 300 Stunden gehen und wird meist auch im Liegen (die analytische Couch) durchgeführt. Im Liegen deshalb, weil der Patient sich ungestörter seinen Gedanken und Gefühlen hingeben kann (freie Assoziation).
Gruppentherapie: Ist der Patient in der Lage und auch bereit eine Gruppentherapie aufzunehmen, so hat dieses Verfahren folgende Vorteile: Durch die Vielzahl der unterschiedlichen Beziehungsmöglichkeiten (6-9 Teilnehmer) werden bei den Gruppenmitgliedern die unterschiedlichsten inneren Konflikte und Konfliktaspekte angesprochen, reaktiviert und so bearbeitbar. Zudem entsteht bei den Teilnehmern eine psychische Entlastung, weil sie in der Gruppe andere Menschen mit ähnlichen Problemen und Ängsten antreffen. Die gegenseitige Unterstützung bei Veränderungsprozessen ist zudem ein wichtiger Wirkfaktor. Besonders gut können in der Gruppe unbewusste, alle Familienmitglieder einschließende Beziehungsmuster reinszeniert und wieder erlebt werden, z.B. Geschwisterneid, Geschwisterrivalität um die Gunst des Vaters oder der Mutter, Gefühle der Zurücksetzung und der Bevorzugung, der Selbstdarstellung u.a.m. Die Gruppensitzungen finden 1 Mal wöchentlich statt, gehen über 100 Minuten und werden bei Bedarf bis zu 150 Sitzungen von den Kassen getragen.
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